Mit MIPA gründete Milena eine Werbeagentur, die sich ausschließlich Projekten widmet, die von Frauen umgesetzt werden. Sie bietet Gründerinnen ihre Marketing Expertise an und setzt ihre Wünsche in Realität um. Wir wollten im Interview mehr über Milena und ihre eigenen Initiativen wissen.

Name: Milena Panić (Mila Panić, oder wie ich im Urlaub immer höre „no Panic, it’s Holiday“ oder aber auch „Frau Panik, keine Panik kriegen jetzt“ – der Zahnarzt bei meinem 100sten Besuch versteht es immer noch nicht…) – vor meiner Ehe hieß ich Mijic – war auch sehr lustig, 80% in Österreich nannten mich Mitch!
Beruf: Kreativsäule, Sekräterin, Büroorganizer, Feelgoodmanagerin, Reinigungskraft und Inhaberin der MIPA Werbeagentur, zeitgleich (weil ich scheinbar einfach zu viel Zeit habe) Gelber Engel beim ÖAMTC Notruf Steiermark.
Herkunft: Teslić, Bosnien & Herzegowina (Zweitwohnsitz Sremska Mitrovica, Serbien)
Lebensmotto: Behandle, so wie du behandelt werden willst.
Lieblingswitz vom Balkan: Die Grenzwartezeiten im Hochsommer, wenn wir nach Serbien fahren – nein Spaß… Man kann ihn nicht wirklich übersetzen: Pita Mujo „Kako se kaže „čela“ ili „pčela“, kaže Haso „pčela, sto?“, kaže Mujo „Ujede me komarac po sred „pčela“… Naja und lustig ist er auch nur, wenn ihn mein Mann erzählt, der generell echt schlechte Witze erzählt. 😊
Das finde ich krass: Dass wir am Balkan Feiern mit 100 Gästen noch immer als klein betrachten.
Das motiviert mich: Jedes erfolgreich abgeschlossene Projekt einer Powerfrau.
Du hast eine eigene Agentur. Welche Chancen und Herausforderungen hattest du während der Gründungszeit?
Nun ja, ich musste erst mal lange Zeit überredet werden zu gründen. Ich dachte immer, wenn ich Marketing auf selbstständiger Basis anbiete, würde es mich nerven, aber nein, die Gründung von MIPA war mein Karriereziel, das weiß ich heute. Meine Werbeagentur in Graz spezialisiert sich seit Beginn an auf Frauenprojekte, die meisten Frauen gründen gerade erst und benötigen daher Corporate Identity, Logo Design und Website. Viele kommen aber auch, weil sie sich ein ReBranding wünschen oder ihre Social Media Kanäle betreut haben möchten. Ich widme mich pro Monat immer nur einer Kundin, so genannte Exklusivprojekte. Dennoch war es anfangs schwer, den Mut zu fassen und zu sagen, man lehnt auch vieles ab, weil man eben nur Frauenprojekte macht. Mir fehlten viele Infos, manches weiß ich wahrscheinlich bis heute nicht. Naja, und dann ist da noch dieses Ding mit dem „ić“ im Nachnamen. Nicht jeder ist ein Fan von mir, auch wenn das eine unausgesprochene Tatsache bleibt. Ich schreibe Texte, würde sogar behaupten echt gute Texte auf Deutsch – bin aber gar nicht aus Österreich, nicht jeder ist also ein Fan dieser Tatsache. Anfangs war es auch ein bisschen spannend mit der „Wertschätzung“, nicht als zu verhandelnder Preis, sondern als qualitativ hochwertige Werbeagentur wahrgenommen zu werden und mir meines Wertes und Könnens bewusst zu sein, davon überzeugt zu sein und somit keine Rabatte zu verteilen.
Bevor du in Österreich als Migrantin gründest, solltest du dich wirklich als Teil dieses Landes sehen und Österreich als deine Wahlheimat schätzen.
Milena Panić, Gründerin MIPA Werbeagentur & Stv. Obfrau Verein Business Mama
Was würdest du angehenden Gründerinnen mit Migrationsbiografie empfehlen?
„Angst beginnt im Kopf, Mut auch.“ Tu es! Lieber fällst du hin und scheiterst, als es nie versucht zu haben. Mach doch einfach mal – vielleicht wird es ja gut! Vielleicht klingt das jetzt etwas komisch, aber bevor man in Österreich als Migrantin gründet, sollte man sich wirklich als Teil dieses Landes sehen und Österreich als seine Wahlheimat schätzen. Gründe also nicht nur damit du bis zur Pension etwas tust, in einem Land in dem du nur also Besucher auf Zeit (konkret bis zur Pension) bist, lebe deinen Traum, in deiner Wunschheimat. Informiere dich vorab und suche dir Gleichgesinnte. Ich lernte durch den Verein Business Mama auch schon eine Menge, konnte mega viele gute Kooperationspartner für meine Agentur finden und darf hin und wieder andere inspirieren.
Du bist Stv. Obfrau im Verein Business Mama. Was macht ihr genau?
Naja, eben genau das: Mütter und Gründerinnen motivieren, ihnen helfen und ein österreichweites Netzwerk für selbstständige Frauen sein. Schau, wir bieten einerseits für selbstständige Mütter ein tolles Angebot, welches Workshops, Vergünstigungen bei Kooperationspartnern, Netzwerktreffen und Networking-Abende „Businessgeflüster“ Steiermarkweit an. Andererseits ermöglichen wir auch Frauen, die keine Kinder haben an, ein Angebot für selbstständige Mamas anzubieten. Wir haben eine Facebookgruppe mit rund 1500 Mitgliedern (tgl. wachsend), eine Instagram Plattform und eine Website. Unser Workshopprogramm ist mittlerweile schon sehr beliebt und bietet aus diversen Bereichen Bildung zu leistbaren Preisen.
Würdest du dich eher als Österreicherin oder als „Jugo“ beschreiben?
Ich denke, dass die meisten von uns Migranten (und ja ich finde halt vor allem wir vom Balkan :D) ja echt gut integriert in Österreich leben (auch wenn ich für die Momente lebe, in denen ich am Telefon von einem Migranten höre „Kannistu pisi dojtlicher sprechen Dojtsch bitte?!“), dennoch – unsere Wurzeln haben uns fest im Griff. Ich spreche fließend Deutsch und liebe die organisierte Lebensweise nach gewissen Regeln zu spielen. Wenn du deinen Pass machst, stehst du in der Reihe und hast nicht mal eben kurz eine Frage und drängelst dich einfach vor. Aber ich habe schon auch einiges Balkan in mir. Ich liebe Vollkornbrot, finde aber (wie Malarina so schön in ihrem Programm sagt) man könnte echt Autos damit zerkratzen und werde zu Kartoffelpüree wohl immer weiches, fluffiges Weißbrot essen. Ich tanze voller Leidenschaft und Freude auf Festen jeglicher Art Kolo, zu Weihnachten und im Hochsommer bin ich natürlich bei der Gastarbeiterwelle am Balkan dabei und lass mich von Kopf bis Fuß tunen und ja ich fluche – ich fluche wirklich – aber nur auf serbisch! Ich bin also die Kombi aus beidem – nachhaltige Migrantin in Österreich und im Herzen lebender Yugo 😊. Dennoch finde ich (und ja es hängt mir beim Hals raus), man sollte „uns“ nicht alle in einen Topf schmeißen. Ich habe sehr oft die Erfahrung gemacht, dass wir diesen Ruf einfach noch nicht los sind, auch wenn viele schon in dritter oder vierter Generation in Österreich leben. Der Ruf, dass Frauen mit Migrationshintergrund eh nur zum Kinder gebären und Karenzgeld kassieren in Österreich sind. Bitte einfach auch mal genauer hinsehen und diese lächerlichen Vorurteile lassen.
Was ich zum Schluss noch betonen möchte:
Danke liebe Nela, dass du das hier machst! Ich denke, dass deine Arbeit, neben einer großen Bereicherung für unsere Gesellschaft auch viel Mut und Vorbildfunktion bringt.
Alle Leistungen ihrer Agentur seht ihr hier: