Aspekte im Essverhalten am Balkan

Silvija Mikerevic wagt sich wortwörtlich über den Tellerrand hinaus. Als Ernährungsexpertin mit Migrationshintergrund kennt sie unterschiedliche Esskulturen und zieht in der Beratung alle Vorteile aus ihrem Wertesystem. Im Interview gibt sie Einblicke in ihr Coaching.

Silvija: In der Balkan Kultur steht die Groß-Familie und die Bindung zur Familie im Vordergrund.

Das spiegelt sich in verschiedenen Bereichen wider:

  • Erziehung der Kinder, denn die Familie darf sich einmischen.
  • Beruflicher Werdegang, denn die Meinung der Eltern ist entscheidend.
  • Esskultur, wo der Genuss im Vordergrund steht und so die Zuneigung gezeigt wird.

Stichwort Emotionales Essen! Das ist kulturübergreifend, hat aber in den verschiedenen Kulturen eine andere Ausprägung. Essen ist nicht nur die Aufnahme von Nährstoffen, es kommen Aspekte wie Wohlstand und Belohnung hinzu. Meine Erfahrung zeigt, dass am Balkan die Liebe sowie Verbundenheit zur Familie stärker ausgeprägt sind als andere Aspekte. Hinzu kommt eine Prägung in der Kindheit. Kinder verinnerlichen viele Aspekte durch Beobachtung der Familienmitglieder. Dabei spielt die Auswahl der Lebensmittel eine zentrale Rolle. Am Balkan wird eher deftig gegessen. Am Speiseplan stehen viele Kohlenhydrate und Proteine: Selbstgemachtes Brot, Burek, Kartoffeln, viel Fleisch wie Cevapcici und Gemüse, wenn möglich aus dem eigenen Garten. Einen besonderen Stellenwert haben Gerichte, die mit dem Löffel gegessen werden. Gulasch, Suppen, Bohnen sowie Fisolen werden als besonders nahrhaft für den Körper angesehen.

Nun wissen wir, dass eine ausgewogene Ernährung essentiell ist, um das eigene Wohlbefinden zu steigern.

Daher meine drei Tipps:

  1. Sei‘ selbstbewusst in der Ernährung und lerne, was wirklich gesund für dich ist!
  2. Habe keine Angst davor dein Essverhalten zu ändern!
  3. Esse selbstbestimmt und nicht fremdbestimmt!

Ich zum Beispiel verzichte komplett auf Weizen und Milchprodukte, weil ich schnell gemerkt habe, dass es mir nicht guttut, und weil ich weiß, wie sehr es dem Körper schadet. Das Feedback von manchen Familienangehörigen war:

„Du wirst krank werden, weil du kein Käse und Brot isst.“

„Das kann doch nicht gesund sein. Wir alle essen das und schadet es uns – NEIN?!“

„Ich habe so ein tolles selbstgemachtes Brot gemacht. Schau, es ist noch warm. Du musst ein Stück nehmen!“

Das bedeutet nun nicht, dass man auf etwas verzichten soll, es heißt nur, handeln im eigenen Namen. Durch die erlebten Werte sind vor allem meine Klienten aus dem Balkan in einem Essverhalten gefangen, aus dem sie ausbrechen möchten. Jedoch ist der bequemere Weg nichts zu ändern, so entgeht man auch den lästigen Fragen der Familie. Womöglich schwingt auch die Angst mit, ausgeschlossen zu werden.

Hard Work beats Talent

Silvija: Die Gastarbeiter-Umgebung in den 90er Jahren war sehr durch Abgrenzung geprägt. Durch den Culture Clash mit den Deutschen, bauten sich auf beiden Seiten Vorurteile auf. Integrationsförderungen, wie wir sie heute kennen, waren damals noch nicht ausgereift. Als Kind merkte ich aber schnell, dass ich mich in diesem Gastarbeiter-Mileu nicht wohl fühlte. Durch Bildung konnte ich aus dieser Umgebung ausbrechen und neue Menschen aus verschiedenen Ländern kennenlernen. Ich sammelte branchenübergreifende Berufserfahrungen, bis ich mich in die Selbstständigkeit wagte.

Mein inneres Wertesystem war und ist nach wie vor von der Balkan Kultur geprägt. Dazu zählen Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Dranbleiben und hart genug arbeiten, dann erreiche ich das Ziel – getreu dem Motto ‚Hard Work beats Talent‘!

Empowerment baut Blockaden ab

Silvija: Da ich das Glück hatte zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen, weiß ich, dass es mehr als nur ein Weltbild gibt. Im Coaching war es daher für mich essentiell beide Kulturen zu akzeptieren und die inneren Systeme zu erkennen. Genau das mache ich auch als Coach in der Zusammenarbeit mit dem Klienten.

Bei meinem Lebe-Wildfit-Programm, zum Beispiel, sprechen wir einmal wöchentlich über emotionale Themen. Ich unterstütze meine Klienten dabei, die Ursachen des ungesunden Lebensstils zu erkennen um die Blockaden abzubauen. Der positive Nebeneffekt ist die Gewichtsreduktion, hinzu kommen ein positives Hautbild, mehr Energie und guter Schlaf – um nur einige der möglichen Ergebnisse zu nennen.

Im Gesundheitsprogramm stellen wir uns beispielsweise folgende Fragen:

  • Wie ist mein Energielevel?
  • Wie gut schlafe ich?
  • Wie sieht meine Haut aus?
  • Welche chronischen Erkrankungen habe ich?
  • Wie ist meine Grundstimmung über den Tag verteilt?

Zudem wird durch die richtige Ernährung Nachhaltigkeit gefördert. Die Qualität der Nahrung rückt in den Vordergrund. Bio Bauern und Produkte aus der Region kommen auf die Einkaufsliste. So leisten wir zusätzlich einen Beitrag zur Verminderung vom CO2-Ausstoß.

Mehr Infos zum Lebe Wildfit Programm gibt es unter www.lebewildfit.de  

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