Einfach machen!

Vorbilder, Role Models

Aufgewachsen in Bihać, weiter entwickelt in Graz! Adnan ist Controller im Datenanalyse Team des Universitätsklinikums Graz. Die erste Herausforderung auf seinem Weg dorthin war: Deutsch. Seine Migrationsbiografie, den Karriereweg und wie er die Klinik in Graz im Pandemiemanagement unterstützt, erzählt er uns im Interview!

Name: Adnan Čivgin
Beruf: Controller
Herkunft: Bihać, Bosnien und Herzegowina

Lebensmotto: „Simplicity is the ultimate sophistication” (Leonardo da Vinci)
Lieblingswitz vom Balkan: Herr Ober, bringen Sie mir das Beschwerdebuch! Der Kellner bringt das Buch, und der Gast fragt ihn: „Sagen Sie mal, liest eigentlich jemand diese Beschwerden?“ „Ja, natürlich. Manchmal lachen wir eine halbe Stunde lang darüber“
Das finde ich schräg/lustig/krass: Es leben mehr Bakterien in deinem Körper (ca. 39 Billionen) als Menschen auf der Erde (ca. 7,6, Milliarden). Unsere Ohren und Nasen hören nie auf zu wachsen. Jeder Mensch verliert täglich bis zu 200 Haare.
Das motiviert mich: Hilfe zur Selbsthilfe, vor allem, wenn ich sie leisten kann. Ich habe aber auch nichts dagegen, Hilfe anzunehmen. Hilfe mit guten Absichten ist eine der Lernquellen, die das Leben uns bietet. Meine Kinder motivieren mich, mein Verhalten zu reflektieren und immer besser zu werden.

Erzähle uns deine „Migrationsgeschichte“ – wie bist du nach Österreich gekommen?
Adnan: Geboren und aufgewachsen bin ich im nordwestlichen Teil Bosniens, genauer gesagt in der Stadt Bihac. Dort habe ich meine Schulausbildung gemacht und zu studieren begonnen. Nachdem ich das erste Jahr meines Studiums erfolgreich abgeschlossen hatte, beschloss ich, mein Studium in Graz fortzusetzen. Am Anfang musste ich die deutsche Sprache lernen, so gut, dass ich zum Studieren bereit bin. Ja, jeder Anfang ist schwer, aber auch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. In Österreich konnte ich eine sehr gute Ausbildung genießen, hatte Zugang zu den neuesten Erkenntnissen in meinem Studienfach und konnte mich persönlich weiterentwickeln.

Welche Ausbildung hast du gemacht?
Adnan: Ich habe sowohl einen Bachelor- als auch einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften gemacht. Danach habe ich Politikwissenschaft studiert, weil ich der Meinung war (und immer noch bin), dass ein angehender Betriebswirt mit politischen Institutionen, Ideen und Prozessen vertraut sein muss, da beide Bereiche ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen.

Wie bist du zu deinem ersten Job gekommen und welcher war es?
Adnan: Neben diversen Studentenjobs (mit denen ich mein Studium finanzierte), war mein erster richtiger Job nach dem Studium bei einem Fleischproduzenten und Großhändler in Graz. Hier hatte ich anfangs ein breiteres Aufgabenspektrum. Dazu gehörten die monatliche Buchhaltung, Marketingaktivitäten, Personaladministration und die Optimierung von Arbeitsabläufen. Das Unternehmen wuchs damals rasant und das Personal musste erst einmal aufgestockt werden. Mit der Zeit konnte ich meine Aufgaben delegieren und nach 5 Jahren konnte ich sagen, dass ich meine Mission in diesem Unternehmen erfüllt hatte. Denn zu Beginn erhielt ich von der Geschäftsleitung inoffiziell den Auftrag, mehr Ordnung in das System hineinzubringen.

Wie verlief danach deine Karriere?
Adnan: Im Laufe meiner Tätigkeit beim Fleischproduzenten habe ich mich unter anderem auch mit Agilität in der Arbeitswelt beschäftigt. Das trieb mich an, mir neues Wissen anzueignen und so erhielt ich Zertifikate als Scrum Master, Projektmanager und später auch als Business Data Scientist und Business Data Manager. Mit diesen Zertifizierungen ergaben sich für mich auch neue berufliche Möglichkeiten.

Was machst du zurzeit beruflich?
Adnan: Derzeit arbeite ich als Controller, im Team Datenanalyse am Universitätsklinikum Graz. Zu meinen wichtigsten Aufgaben gehören hierbei die Zurverfügungstellung wesentlicher Informationen über das medizinische Leistungsgeschehen als Entscheidungsgrundlage für die Anstaltsleitung und Klinikleiter, Umsetzung von abteilungsinternen Change-Projekten sowie Entwicklung von tagesaktuellen Kennzahlen zur Verbesserung von Arbeitsprozessen auf Kliniken.

In einer chaotischen Situation lautet die Maxime, einfach loslegen und die ersten Aufgaben erledigen.

Adnan Čivgin, Controller, Universitätsklinikum Graz

Wie hast du die Klinik im Pandemiemanagement unterstützt?
Adnan: Vor allem während der Corona-Krise haben wir schnell reagiert und mehrere tagesaktuelle grafische Berichte über das Geschehen bezüglich der Covid-Patienten erstellt. Hier war es sehr wichtig, schnell korrekte Informationen zu liefern, denn die Ausbreitung des Virus wartet nicht darauf, ob wir Daten aufbereiten können oder nicht. In einer chaotischen Situation lautet die Maxime also, einfach loszulegen und die ersten Aufgaben zu erledigen. Nach und nach sind wir besser geworden, die Datenlandschaft ist übersichtlicher und unsere Berichte ansprechender geworden. Also war das eine iterative und inkrementelle Entwicklungsarbeit.

Dachtest du, dass du jemals diesen Karriereweg gehen würdest?
Adnan: Naja, als Teenager habe ich leidenschaftlich gerne geschauspielert und wollte sogar Regie studieren. Aber mir fehlte der Mut, diesen Weg zu gehen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich meinen Traum damals aufgegeben habe, und alles, was danach kam, versuche ich durch kreatives Handeln zu kompensieren.

Ist mit „kreativen Handeln“ auch Weiterbildung gemeint?
Adnan: Ja! Neues Wissen eröffnet neue Möglichkeiten, zeigt neue Perspektiven auf und vertieft das Verständnis für das unmittelbare Umfeld. Sowohl in meinem Privat- als auch in meinem Berufsleben lege ich großen Wert auf Weiterbildung. Das hilft mir, mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags leichter umzugehen, und macht mich zu einem qualifizierteren und selbstbewussteren Mitarbeiter und zu einem besseren Arbeitskollegen. Die Tatsache, dass ich mich ständig weiterentwickle und danach strebe, immer mehr zu wissen, gibt meinem Chef das Gefühl, dass er mir vertrauen kann, die notwendigen Veränderungen in unserem Team vorzunehmen. Hier darf ich experimentieren, Dinge ausprobieren, aus Fehlern lernen und die bestmögliche Lösung für unsere Abteilung erarbeiten.

Was würdest du Jobeinsteigern empfehlen?
Adnan: Sei intellektuell bescheiden, höre gut zu, scheue dich nicht, Fragen zu stellen, wenn du die Aufgabe nicht verstehst, zeige Bereitschaft und Fleiß, zeige Verbesserungspotenzial, kommuniziere deine Gedanken und Ideen klar und verständlich (nach dem sogenannten Pyramidenprinzip), habe Spaß und strebe danach, exzellent und professionell zu sein. Ja, das kann man auch mit einem Hoodie sein J. „Denn das Lernen kann (deinen) Geist nicht erschöpfen.“

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